So entsteht Jans (und unser) unfassbar leckerer Honig
Hast Du Dich schonmal gefragt, wie eigentlich der Honig, den Du morgens auf Deinem Frühstücksbrot genießt, ins Glas kommt? Das ist ein wirklich spannender und faszinierender Prozess! Ok, für uns ist es alltäglich, aber wenn man mal genauer darüber nachdenkt, ist es schon ein kleines Wunder 😉
Hier kannst Du nun sogar fast hautnah miterleben, wie Dein Lieblingshonig entsteht.
Von der Sammlung bis zur Abfüllung
Unsere Sammler-Bienen sammeln in einem Radius von etwa 3km rund um die Beute Nektar aus relevanten Blüten. Den Nektar transportieren sie in ihrem Honigmagen zurück zur Beute. Also, um das klarzustellen: Wir Bienen sammeln keinen Honig, sondern Nektar. Als Honig bezeichnet man das fertige Produkt, das am Ende geerntet wird. Aber dazu später mehr.
An der Beute angekommen, übergeben wir Sammlerinnen den Nektar an die Arbeiterinnen im Bienenstock.
Die Arbeiterinnen bringen den Nektar in die Zellen im Honig- oder Brutraum, je nachdem wo sie Platz finden. Ziel sollte es sein, dass die Völker zur Trachtzeit stark genug sind, damit genügend „Beepower“ vorhanden ist, um den gesammelten Nektar bis in die Honigräumen bringen zu können. Sind zu wenige Arbeiterinnen im Volk vorhanden oder ist die Tracht zu stark (z.B. durch Raps Monokulturen), schaffen es die Arbeiterinnen nicht schnell genug, den gelieferten Nektar im Honigraum einzulagern. Die Folge ist, dass der Brutraum verhonigt und der Königin so zu wenig Platz zum Eierlegen bleibt. Das Volk gerät in Schwarmstimmung.
Aber wir gehen hier mal davon aus, dass alles passt und der meiste Nektar im Honigraum landet ;-).
Die Arbeiterinnen nehmen den Nektar immer wieder in ihrem Honigmagen auf, um ihn anschließend in eine neue Zelle zu „spucken“. Dabei spannen sie die Nektar-Tröpfchen zwischen ihren Kauwerkzeugen auf, wodurch sich deren Oberfläche vergrößert. Das sorgt dafür, dass das im Nektar enthaltene Wasser mit jedem Vorgang mehr und mehr verdunstet. Außerdem werden dem Nektar mit jeder Aufnahme durch die Arbeiterin Enzyme hinzugefügt, die ihn reifen lassen und haltbarer machen.
Liegt der Wassergehalt des Nektars zum Zeitpunkt des Eintrags noch bei etwa 50-80%, so liegt er bei der Ernte nur noch bei ca. 18%. Ist der Honig bei der Ernte zu nass, gärt er und darf zudem als solcher nicht verkauft werden. Zu nass ist der Honig bzw. Nektar, wenn sein Wassergehalt über 20% liegt. Möchte der:die Imker:in den Honig in einem DIB Glas (DIB = Deutscher Imkerbund) verkaufen, darf er sogar nicht mehr als 18% Wasser enthalten.
Nicht nur durch die oben beschriebene Methode trocknen die Arbeiterinnen den Nektar, auch das Fächeln mit den Flügeln über den offenen Honigzellen sorgt dafür, dass Wasser verdunstet.
Ist eine Honigzelle voll, wird sie von unseren Arbeiterinnen mit einer dünnen Wachsschicht verschlossen. Wir Bienen öffnen diese dann nicht noch einmal. Ist der Nektar zu diesem Zeitpunkt allerdings immer noch zu nass, kann der:die Imker:in die Wachsschicht nochmal vorsichtig öffnen. Mit etwas Glück raffen wir uns dann dazu auf, den Honig ein weiteres Mal umzulagern, wodurch er nochmal an Feuchtigkeit verliert. Vor allem in nassen und kalten Jahren kann dieser Arbeitsschritt notwendig sein.
Vor der Honigernte macht der:die Imkerin am besten eine kurze Spritzprobe, wobei eine Honigwabe waagerecht über die Beute gehalten und dann zwei bis drei Mal stark geschüttelt wird. Tropft dabei nichts aus der Wabe heraus, ist der Honig reif. Er hat dann eine Wassergehalt in Höhe von ca. 20% und man kann sagen, dass aus Nektar Honig geworden ist.
Idealerweise findet die Honigernte eine Woche nach Trachtende oder nach zwei bis drei Tagen durchgängigem Regenwetter statt, in denen kein Flugbetrieb herrschte. Dann hatten wir genügend Zeit, auch den zuletzt eingetragenen Nektar zu bearbeiten.
Mit einem Refraktometer überprüft der:die Imker:in noch einmal die Feuchtigkeit des Honigs stichprobenartig an Randwaben. Passt alles, legt er:sie die Bienenfluchten zwischen Brut- und Honigraum ein. Diese bleiben 1-2 Tage eingesetzt, damit wir fleißigen Arbeiterinnen nicht wieder in den Honigraum kommen, wenn wir ihn einmal verlassen haben. So kann der:die Imker:in die Honigräume am Tag der Ernte ganz entspannt abnehmen und muss sie nicht erst noch von uns befreien.
Bei der Entnahme der Honigräume muss allerdings unbedingt darauf geachtet werden, dass wir noch genügend Futter im Brutraum haben. Nicht dass wir verhungern. Das kann vor allem bei Regenwetter, wenn wir nicht raus können, um für Nachschub zu sorgen, ein echtes Problem werden. Etwa 2kg Futter sollten auf jeden Fall im Volk verbleiben. Ist im Brutraum nicht genügend Futter vorhanden, kann eine Honigwabe in den Brutraum gehängt werden oder es bleibt einfach eine Zarge mit einem Rähmchen auf dem Brutraum sitzen – ohne Bienenflucht versteht sich.
Vor der Ernte sollte der:die Imker:in auf jeden Fall ausreichend Zeit dafür einplanen, die Gerätschaften, die zur Honigschleuderung verwendet werden, auf Schäden zu prüfen, ggf. zu reparieren, zu säubern und all das zu dokumentieren. Immerhin geht es hier zum einen um unsere harte Arbeit und zum anderen um die Produktion eines Lebensmittels.
Ist alles gechekt und in Ordnung, der Wassergehalt des Honigs passt auch, dann werden die Honigräume abgenommen – Vorsicht, die sind echt schwer…
Zu Hause angekommen, wiegt Jan die Honigräume zuerst, um genau dokumentieren zu können, welches Volk von welchem Standort wie viel Honig produziert hat. Dann werden die Rähmchen entdeckelt. Mit einer Art kleinem Stahlkamm werden die dünnen Wachsschichten von den Honigzellen entfernt, sodass der Honig im nächsten Schritt aus den Zellen herausgeschleudert werden kann.
Im nächsten Schritt wird dann der Honig aus den Waben geschleudert. Dazu schleudert man die Waben von beiden Seiten kurz mit etwa 20% der maximalen Geschwindigkeit leicht an. Anschließend werden beide Seiten ausgeschleudert. Aber auch dabei sollte man Vorsicht walten lassen, denn schleudert man die Waben zu heftig, können sie brechen. Das ist besonders ärgerlich, denn Jan würde dann der Honig verloren gehen, der vielleicht noch in dem gebrochenen Wabenstück enthalten ist, und wir hätten echt viel Arbeit, die Wabe wieder so herzurichten, dass wir sie wieder gebrauchen können.
Hast du eine Vorstellung davon, wie viel Honig geerntet wird?
Jan benutzt das Beutenmaß „Zander“. Hier wiegt eine volle Honigwabe etwa 2kg. In einen Honigraum passen 10 Rähmchen, also ca. 20kg Honig.
Zu Beginn hat Jan eine handbetriebene Schleuder verwendet. Inzwischen hat er sich aber eine größere elektrische Schleuder zugelegt. Die spart ihm einiges an Zeit, aber sie schleudert auch schonender, sodass weniger Schäden an den Waben entstehen. Das finden wir super.
Der geschleuderte Honig muss dann noch gesiebt werden, wobei er durch ein grobes und ein feines Nylonsieb fließt. Dabei werden grobe Bestandteile, wie zum Beispiel kleine Wachssplitter, vom Honig getrennt. Schließlich möchtet ihr einen reinen Honig auf eurem Brot wiederfinden.
Jeder geschleuderte Eimer wird genauestens dokumentiert.
Die Waben sollten auf jeden Fall gut ausgeschleudert sein, bevor die Rähmchen wieder in die Zarge eingesetzt und die Honigräume wieder auf die Beuten aufgesetzt werden, damit wir Bienen darin die Spättracht einrtragen können. Zudem sollten die Honigräume erst spät abends aufgesetzt werden, wenn möglichst wenig von uns Bienen unterwegs sind, damit die Gefahr der Räuberei nicht so groß ist. Wir Bienen riechen den intensiven Honiggeruch der offenen Waben und wittern die Möglichkeit, schnell an viel Futter für unser eigenes Volk zu kommen. Von diesem Duft werden wir angelockt und sind ruck zuck mit einer starken Mannschaft vor Ort.
Für uns Bienen geht dann alles wieder seinen gewohnten Gang: Wir sammeln weiter Nektar und lagern ihn ein, damit Jan einige Zeit später die Spättracht ernten kann. Aber Jan hat mit der Frühtracht nun noch einiges zu tun.
(Handelt es sich um die Ernte der Spättracht, so werden die noch brauchbaren Rähmchen für das nächste Bienenjahr sicher eingelagert, sodass sie dann wiederverwendet werden können. Defekte Rähmchen schmilzt Jan ein und verarbeitet sie zu Wachs, welches dann in Platten gegossen und zu neuen Mittelwänden verarbeitet wird.)
Zunächst steht der Honig ein bis zwei Tage in den Eimern, bevor Luftbläschen und aufgestiegene Verunreinigungen abgeschköpft werden. Dann unterscheiden sich die Arbeitsschritte, je nachdem, ob es sich bei dem Honig um Frühtracht- oder Spättrachthonig handelt:
Frühjahrstrachthonig
- stehen lassen, bis er beginnt, leicht trüb zu werden
- Über eine Dauer von ein bis zwei Wochen täglich mindestens 5 Minuten rühren, bis er einen leichten Perlmuttschimmer bekommt.
- Ist der Schimmer zu sehen, muss der Honig direkt abgefüllt werden (am nächsten Tag ist er sonst schon zu fest) oder man lagert ihn zunächst im Eimer und erwärmt ihn später wieder, um ihn abfüllen zu können.
Sommertrachthonig
- mit 5% Frühjahrstrachthonig impfen
- ab dem Impfen über eine Dauer von drei bis acht Monaten täglich mindestens fünf Minuten rühren (der Honig wird ebenfalls leicht perlmuttig, aber nicht ganz so offensichtlich wie der Frühjahrstrachthonig)
- Ist der Perlmuttschimmer zu sehen, kann der Honig abgefüllt oder im Eimer gelagert werden.
Das Rühren bewirkt, dass der Honig eine tolle Cremigkeit bekommt und im Glas nicht steinhart auskristallisiert. Es beeinflusst also maßgeblich Qualität und Genuss des Honigs.
Jan lagert den Honig nach der Ernte eigentlich immer in den Eimern, da er zum Zeitpunkt der Ernte nie genau weiß, wie viele Gläser er in welchen Größen braucht.
Wenn ein gelagerter EImer abgefüllt werden muss, stellt er ihn ein bis maximal zwei Tage vorher in einen Wärmeschrank. In diesem herrschen konstent 32°C. Durch die Wärme verflüssigt sich der Honig wieder, wodurch es sich ganz leicht in Gläser abfüllen lässt. Erlaubt ist es, den Honig bis auf 35°C zu erwärmen. Erhitzt man ihn stärker, gehen die enthaltenen Enzymke kaputt.
Zum Abfüllen braucht Jan einen Hobock, so nennt man diesen silbernen Eimer, aus dem der Honig fließt, gereinigte Gläser und Deckel sowie eine geeichte Waage.
Zum Schluss müssen die Gläser noch etikettiert werden. Auf dem Etikett solltest du auf jeden Fall folgende Angaben finden:
Mindesthaltbarkeitsdatum, Name und komplette Anschrift, Gewicht und Losnummer (falls in der Imkerei mehrere Eimer am gleichen Tag abgefüllt werden – bei Jan ist das nicht der Fall)
Überbegriffe wie „Frühjahrstrachthonig“ oder „Sommertrachthonig“ darf jede:r Imker:in verwenden. Ist der Honig aber als Sortenhonig (Rapshonig, Heidehonig, Akazienhonig, Kastanienhonig,…) gekennzeichnet, muss auch ein gewisser Anteil dieser Tracht im Honig enthalten sein. Daher darf Sortenhonig nur nach vorheriger Laboruntersuchung als solcher gekennzeichnet werden.
Jan macht das nicht. Bei ihm kannst Du dementsprechen Frühjahrstracht- oder Spättrachthonig bekommen.